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» Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit den Menschen, welche dem Leben seinen Wert geben. «

W. v. Humboldt

 

 

 

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Irrweg-Alzheimer

Alzheimer ist eine Diagnose  die dem Menschen neben seiner Würde  das nimmt, was wohl  jedem von uns  das Wichtigsten ist: Ernst genommen zu werden.

Mit der im Oktober 2016 gestarteten Initiative Irrweg Alzheimer will der Pflege-SHV auf die fatalen Folgen der Diagnose Alzheimer  hinweisen, sowie Auswege und Möglichkeiten zur Selbsthilfe zeigen. 

Überwiegend betrifft es alte Menschen, die oft ohne genauere Untersuchung  mit der Diagnose Demenz abgestempelt, dem System Pflege und Betreuung ausgeliefert sind.  Von den  rund 2,8 Millionen Deutschen die aktuell (2015) als pflegebedürftig eingestuft sind, haben gut 1,6 Millionen eine Demenzdiagnose. Demenz-Symptome sind mit Abstand die häufigste Ursache für eine längerfristige Abhängigkeit von Pflege und Betreuung. 

Auf einer eigens entwickelten Internetseite, setzt sich der Pflege-SHV gegen die  Stigmatisierung und Entrechtung  von Menschen mit der Diagnose-Demenz ein, sowie für ein anderes Verständnis in Medizin, Pflege und Gesellschaft: www.demenzrisiko.de 

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Unverständnis der Alzheimerkrankheit

In der gängigen Fachliteratur wird M. Alzheimer als eine schicksalhafte Erscheinung dargestellt, die den einen trifft, den anderen verschont. Die Ursachen wurden bislang fast ausschließlich auf der organischen Ebene gesucht. Seit Jahrzehnten konzentrieren sich weltweit unzählige Forscher auf die Hirnmaterie, auf genetische Veränderungen und biochemische Prozesse in den betroffenen Hirnregionen. Doch außer unterschiedlichen Theorien und Vermutungen, ist dabei noch nichts herausgekommen. Da folglich allgemein davon ausgegangen wird, es handele sich um eine primär hirnorganisch verursachte Störung, setzen therapeutische Bemühungen ebenfalls dort an. Unermüdlich sucht die Pharmaindustrie nach Wirkstoffen, die den Verfall bestimmter Zellbestandteile verhindern oder wenigstens aufhalten. Zahlreiche Medikamente wurden empfohlen, zumeist jedoch nach wenigen Jahren wieder verworfen, weil sich der erhoffte Erfolg nicht einstellte oder die schädlichen Nebenwirkungen in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Erfolg gestanden haben. (Lesen Sie dazu diesen Beitrag aus in der süddeutschen.de vom 21.07.2011)

Dennoch kommen im Verlaufe einer Alzheimererkrankung zahlreiche Medikamente zum Einsatz, nicht nur ausgewiesene Alzheimermittel und Psychopharmaka, wobei das eine Medikament die Nebenwirkungen des anderen aufheben soll und am Ende kein Arzt mehr sagen könnte, welche Störung wodurch ausgelöst wird.

Vielen Pflegekräften wie auch Ärzten ist klar, dass die Medikamente alles nur noch verschlimmern und die Situation ins Tragische verkehren. Jedoch sehen sie keine andere Möglichkeit, angesichts der personell angespannten Lage in den Krankenhäusern und Pflegeheimen oder eines pflegenden Angehörigen, der kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht, weil ihn der Kranke an den Rand der Verzweiflung bringt. Der Griff zum Rezeptblock, zum Ruhigsteller im Arzneischrank, scheint oft das Mittel der Wahl, und die Auswahl an Medikamenten für die verschiedenen Wesensveränderungen und schwer zu ertragenden Verhaltensweisen ist beachtlich. Wer genau hinschaut und sich auskennt, kann sogar sagen, welche Medikamente eingenommen werden: alleine an der Art wie der Kranke reagiert, an seinem Gesichtsausdruck, seinen Bewegungen oder der Teilnahmslosigkeit, mit der er alles über sich ergehen lässt. Vieles im Erscheinungsbild dieser Kranken, wie man es 100.000fach in Altenpflegeeinrichtungen oder in der häuslichen Pflege sehen kann, stammt primär nicht von der Krankheit, sondern müsste als eine Folge der üblichen Medikation gewertet werden; was jedoch aus verständlichen Gründen offiziell nicht geschieht. Da ja fast jeder Kranke irgendwann zum Arzt geht und dann mehr oder weniger stark medikamentös behandelt wird, findet man heute nur wenige Patienten mit einem medikamentös unbeeinflussten Krankheitsverlauf. Aber es gibt sie, und wer sie gesehen hat und Vergleiche ziehen kann, kann jedem im Grunde nur raten, die Finger von den üblichen Medikamenten zu lassen.

Es gibt sie, die wenigen Einzelfälle, wie auch Pflegeeinrichtungen, die zeigen, dass es auch anders geht: viel entspannter, viel lebensfreudiger und herzlicher, wenn man seine Einstellung zu dieser Krankheit und den Kranken ändert und angemessen mit ihnen umgeht, siehe dieses Beispiel.

Eine Einstellungsänderung legen insbesondere die Forschungsergebnisse von Prof. Dr. med. Joachim Bauer, Universitätsklinikum Freiburg sowie Prof. Dr. Ulrich Kropiunigg, Universitätsklinik Wien, nahe. Beide haben bei ihren biographischen Recherchen und Untersuchungen von rund 100 Alzheimerkranken übereinstimmend festgestellt, dass sowohl bestimmte Persönlichkeitsmerkmale als auch bestimmte psycho-soziale Belastungen bereits vor dem Auftreten der ersten Anzeichen für Alzheimer vorgelegen haben; also nicht erst infolge der Krankheit entstanden sind, wie nach vorherrschender Lehrmeinung angenommen wird. Diese Forschungsergebnisse decken sich mit ungezählten biographischen Erhebungen und Recherchen, die von Pflegekräften oder Sozialtherapeuten gemacht wurden. Bauer geht hier sogar noch einen wichtigen Schritt weiter, in dem er sich auf neurowissenschaftliche Studien bezieht, die einen Zusammenhang zwischen traumatischen sowie andauernden psychisch belastenden Zuständen und dem Abbau bestimmter Synapsen im Gehirn aufzeigen.

Demnach rückt diese Krankheit in ein völlig neues Licht, welches die Theorien, von den rein organisch bedingten Ursachen, eigentlich ins Wanken bringen müsste; zumal, trotz jahrzehntelanger, weltweiter, milliardenschwerer Hirnforschungstätigkeit bis heute kein organischer Krankheitsauslöser gefunden werden konnte. Überdies erscheint die Darlegung psychobiologischer Mechanismen nicht nur plausibeler als alles andere, sie bietet zudem klare Ansatzpunkte für Prävention und Heilung. Wenn diese bislang noch nicht aufgegriffen oder wenigsten näher untersucht worden sind und keine allgemeine Hurrastimmung ob dieser Entdeckung ertönte, so hängt das wesentlich mit dem oben erwähnten Mechanismus zusammen. Zwar sind auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen psychosomatische Zusammenhänge bekannt, teilweise sogar schulmedizinisch anerkannt, doch die Vorstellung, Alzheimer gehöre ebenfalls in diese Kategorie, löst zur Zeit noch großen Widerstand aus. Da der medizinische Fokus fast ausschließlich auf die Hirnmaterie gerichtet war/ist, warten die Betroffenen, wie überhaupt die Gesellschaft auf eine erlösende Mitteilung aus einem der vielen Alzheimerforschungslabors: das verantwortliche Gen oder ein anderes organisches Relikt sei gefunden worden. Noch am gleichen Tag würde sich eine solche Meldung über sämtliche Kanäle bis in den hintersten Winkel der führenden Nationen verbreiten. Denn darauf hat man gewartet, in diese Richtung wurde investiert. Außerdem wäre den meisten Kranken und Angehörige eine organische Ursache lieber als eine seelische. Wer würde nicht lieber ein Heilmittel in Tablettenform schlucken, würde es dieses geben, anstatt sich mit den krankmachenden Dingen im eigenen Leben zu befassen?

Dies erklärt, warum die Alzheimerforschung  psychosoziale Zusammenhänge ignoriert.  Doch so verständlich diese Abwehrhaltung ist, sie hilft niemandem weiter, am wenigsten den Kranken und ihren Angehörigen. Wenn man bedenkt, in welch unsägliche Leidenszustände diese Menschen regelrecht  hineintherapiert werden, weil die Alzheimerforschung von den Interessen der Pharmaindustrie auf der falschen Fährte gehalten wird, ist das der eigentliche Skandal.

Mit Vorträgen und Artikeln wie: "Vergessen was belastet", sowie auf der Seite www.demenzrisiko.de  versuche ich den Blick auf die unbeachteten Aspekte umzulenken.

Unter dem Titel: Vergesslichkeit durch Beruhigungspillen,  stellt die FAZ am 09. September 2014, das Ergebnis einer Studie  vor, welches die oben erwähnte Annahme unterstützt.  Menschen die längere Zeit bestimmt Beruhigungsmittel (Benzodiazepine - Valium, Tavor, Adumbran etc.) einnahmen, entwickelten zu 50% häufiger eine Demenz.