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» Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit den Menschen, welche dem Leben seinen Wert geben. «

W. v. Humboldt

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Ruhigstellung

Medikamentöse Ruhigstellung betreuungsbedürftiger Menschen

Pflege-Report 2017:  In deutschen Heimen werden werden zuviele Psychopillen verabreicht. Beitrag auf Pflege-Prisma

TV- TIP  Demenzkranke absichtlich ruhig gestellt
Panorama 14.01.2014, von Linda Luft und Ines Burckhardt.  Zwei aktuelle Beispiele, die für Hunterttausende stehen.  So sieht die Pflegerealität in den allermeisten  Heimen aus. 

TV-TIP   Rechtlos und ausgeliefert? Schicksal Demenz - ein 45 min. Beitrag von Silvia Matthies, 30.09.2013, ARD, 23.30 Uhr.  In diesem Beitrag greift die Medizinjournalistin die Praxis der medikamentösen Ruhigstellung alter Menschen auf und geht der Frage nach, warum Ärzte und Pflegekräfte  diese Mittel  einsetzen, als sei dies das Selbstverständlichste von der Welt.  Angehörige und Betreuer werden oft nicht einmal gefragt oder informiert.  Dieser  Beitrag ist mit Beteiligung und Unterstützung von Mitgliedern des  Pflege-SHV zustande gekommen.

ZEIT - Online: Wider Willen ruhig gestellt.  Ja, dass ist die Realität - bestätigt durch die Kommentare zahlreicher Leser, 24.07.2015

Häufige Begleiterscheinung von Demenz sind Angst und Unruhezustände. Diese können bisweilen extreme Formen annehmen, so dass sich Angehörige, Pflegekräfte und Ärzte nicht anders zu helfen wissen, als zu einem bewährten Medikament zu greifen. Verblüfft, von der meist sofortigen Wirkung, bleibt es in der Regel bei dieser Behandlungsform. Die schädigenden Auswirkungen bei einer Dauermedikation mit dieser Form der Verhaltensanpassung des Patienten an sein Umfeld, werden dabei billigend in Kauf genommen.

Ebenso bedenkenlos, wie wehrlose alte Menschen medikamentös gefügig gemacht werden, wird die Diagnose Demenz häufig gestellt. Dabei kann Verwirrtheit auch erklärbare andere Ursachen haben, wie z.B. Angst vor bestimmten Situationen oder Erinnerungen an schlimme Erlebnisse die plötzlich wieder aufbrechen (Retraumatisierung). Auch kann die aktuelle Lebenssituation, Vereinsamung, Enttäuschungen, das Gefühl unverstanden zu sein u.ä. einen so starken seelischen Stress verursachen, dass die Dinge des täglichen Lebens aus dem Blick bzw. durcheinander geraten. Nicht selten sind es jedoch Medikamente die Demenzsymptome erzeugen. Studien belegen einen viel zu hohen sowie oft auch unkontrollierten Medikamentenkonsum, gerade bei älteren Menschen. Vor allem stehen die Neuroleptika in der Kritik, denn sie verkürzen nicht nur die Lebenszeit, wie eine in 2009 veröffentlichte Studie bestätigt, sie berauben den Menschen der Fähigkeit Freude und Leid zu empfinden. Sie blockieren jede emotionale Regung. Auf Dauer eingenommen erzeugen insbesondere Neuroleptika, "Menschen die nicht mehr sie selbst sind". Es ist weniger die Demenz an sich, an der die Betroffenen, Angehörige, Pflegekräfte und Gesellschaft leiden, das Leidvolle daran sind vor allem die medikamentös hervor gerufenen Wesensveränderungen, ist der Anblick von Menschen, mit maskenhaftem, entstellten Gesichtszügen, Augen die ins Leere blicken, einem offenem Mund aus dem ständig Speichel läuft, die kraftlos und willenlos alles über sich ergehen lassen.

Walter Mette  hat diese  Chronik heimlicher Sedierung seiner Frau beschrieben und gegen Ärzte sowie das Heim Strafanzeige erstattet. In ähnlicher Weise dürfte das in den allermeisten Heimen ablaufen. Darum raten wir Angehörigen, Veränderungen zu beobachten und sofort zu reagieren. Rechtsverstöße dieser Art passieren vor allem deshalb, weil viel zu selten Anstoß genommen wird.  Dabei hat der Gesetzgeber die Rechte von Patienten in 2013 nochmals gestärkt.

Hier ein gut dokumentiertes Beispiel für die stümperhafte, teure und schädliche Medizin, für die Hilfloskeit von Ärzten und Einrichtungen, die nichts anderes kennen, als verzweifelte Menschen medikamentös niederzuknüppeln.

Wohl dem, der Angehörige hat, die dem Kranken aus dem üblichen Teufelkreis  schädlichen Medikation heraus helfen, wie in diesem Falle erfolgreich praktiziert.

Nach 8 Wochen Klinikaufenthalt und Behandlung mit Neuroleptika  konnte Herr O kaum noch ohne Hilfe einen Schritt vor den anderen setzen.  Da seine Frau diesen Zustand, der eindeutig auf die Medikation zurückzuführen war, nicht akzeptieren konnte,  suchte sie einen Arzt der bereit war, diese Medikamente auszuschleichen.  >Teure Fehlbehandlung   

Das es auch anders geht, zeigen z.B. die Erfahrungen des Haus unter dem Regenbogen in Teschau. - Dort werden mit erstaunlichen Erfolgen seit 15 Jahren - homöopathische Mittel eingesetzt. >Bericht.

Unser Mitglied Claudia H, machte mich auf dieses Haus aufmerksam. Lesen Sie hier, ihre Geschichte: Den Bericht einer Tochter (Betreuerin), die im Sommer 2010 mit ihrer 75jährigen Mutter quer durch Deutschland flüchten musste, um diese vor weiteren Schäden durch Neuroleptika schützen zu können.

In einem aufsehenerregenden Referat "Wenn Medizin und Pflege den Kranken kränker macht und wie man das verhindern könnte", habe ich 2004  Zusammenhänge aufgezeigt, die Richtungsweisend für Reformen im Gesundheits- und Pflegewesen sein müssten.  

Auf der Seite www.demenzrisiko.de  finden Sie weitere Argumente gegen die gängige Medizin, durch die alles nur noch viel schlimmer wird.

In diesem Beitrag von 2009:  Ruhe auf Rezept, beschreiben Ärzte und Pflegekräfte (s.Kommentare), die Praxis. Auch wenn der Artikel schon älter ist,  an der Praxis hat sich bis heute leider nichts geändert.  

Unter dem Titel: Vergesslichkeit durch Beruhigungspillen,  stellt die FAZ am 09. September 2014, das Ergebnis einer Studie  vor, die einen deutlichen Zusammenhang offenbart.   Menschen die über längere Zeit  Beruhigungsmittel der Gruppe  Benzodiazepine  (Valium, Tavor, Adumpran etc.) einnahmen, entwickelten zu 50% häufiger eine Demenz. 

Im Folgenden eine (gegoogelte) Auswahl von Veröffentlichungen die das Ziel haben, die Schäden der Psychopharmakamedikation aufzuzeigen und Auswege aus dem Dilemma dieser Behandlungspraxis zu entwickeln:

Warnung vor Neuroleptika wegen erhöhtem Sterberisiko. Auch diese in 2005 kurzzeitig für Schlagzeilen sorgende Meldung wurde schlicht ignoriert. FDA: Warnung vor atypischen Neuroleptika bei Demenzpatienten

"WASHINGTON. Antipsychotika werden in Pflegeheimen häufig zur Behandlung von „Verhaltensstörungen“ der Bewohner eingesetzt. Bei dementen Patienten erhöhen die neueren atypischen Neuroleptika jedoch das Sterberisiko, weshalb die amerikanische Zulassungsbehörde FDA jetzt eine „boxed warning“ verfügt hat. Betroffen sind Präparate mit den Wirkstoffen Aripiprazol (Abilify), Olanzapin (Zyprexa), Quetiapin (Seroquel), Risperidon (Risperdal®), Clozapin (Leponex) und Ziprasidon (Zeldox) die zu den atypischen Neuroleptika gehören. Eingeschlossen in die Warnung ist ferner das Präparat Symbyax®, das Olanzapin mit dem Antidepressivum Fluoxetin kombiniert (in Deutschland nicht zugelassen). Die Medikamente haben in den USA wie auch in Deutschland eine Zulassung zur Behandlung von Psychosen (Ausnahme: Symbyax® wird zur Behandlung der bipolaren Störung eingesetzt)..."

Weiterhin werden diese Mittel von Hausärzten wie von Fachärzten in rauen Mengen verordnet.

Grundlegende Informationen zu allen zugelassen Medikamenten finden medizinische Fachkräfte unter http://www.fachinfo.de/ Der medizinische Laien kann sich in verschiedenen Foren über Risiken und Nebenwirkungen angeordneter Medikamente informieren. Allerdings sind diese nicht repräsentativ, weil sich dort fast ausschließlich jüngere, selbstständige Menschen äußern, also solche, die sich noch äußern können. Alte Menschen, die gar nicht wissen, was sie schlucken und dem Arzt unkritisch vertrauen, sind die eigentlich betroffenen. Sie wissen nicht, wie ihnen geschieht und erkennen mögliche Zusammenhänge zwischen Medikation und Befindlichkeit nicht. Angehörige, sofern diese regelmäßig in Kontakt stehen, können die Wirkung noch am ehesten feststellen und benennen, wie dieses Beispiel zeigt.

Medizinische Laien, Angehörige/Betreuer finden demnächst auf dieser Seite wichtige Anhaltspunkte zur Erkennung von Medizinschäden.

Der Pflege-SHV beabsichtigt die Erstellung eines entsprechenden Ratgebers.

Wir wollen erreichen, dass Medikamente erst als letztes Mittel der Wahl zum Einsatz kommen. Es kann nicht länger hingenommen werden, dass mangels Zeit für eine menschlich und fachlich angemessene Betreuung, wehrlose Menschen medikametös zum verstummen gebracht werden.

Beispiele für diese unmenschliche und inkompetente Praxis in Kliniken, Krankenhäusern und Heimen - finden Sie unter Berichte


 Bundesverfassungsgericht stärkt mit Urteil vom 23.März 2011 -2 BvR 882/09 das Recht Betroffener auf Ablehnung von medikamentöser Zwangsbehandlung

Vor allem folgende Begründung sollte grundsätzlich zum Maßstab richterlicher Entscheidungen werden, auch bei Menschen mit Demenz sowie älteren Personen die unter Betreuung stehen:
"Maßnahmen der Zwangsbehandlung dürfen nur eingesetzt werden, wenn sie im Hinblick auf das Behandlungsziel, das ihren Einsatz rechtfertigt, Erfolg versprechen und für den Betroffenen nicht mit Belastungen verbunden sind, die außer Verhältnis zu dem erwartbaren Nutzen stehen. Sie dürfen nur als letztes Mittel eingesetzt werden. Eine weniger eingreifende Behandlung muss aussichtslos erscheinen. "

In der Praxis der Altenpflege und Gerontopsychiatrie sieht es derzeit noch genau umgekehrt aus.  Siehe auch diese Grundpositionen des Pflege-SHV.

27.12.2011: Erstmals hat ein Gericht gegen die Praxis der nächtlichen Fixierung  einer Pflegebedürftigen gestimmt. In einer Eilverfügung entschied das Amtsgericht Freiburg, dass eine individuell angemessene Betreuung (in diesem Falle eine Sitzwache) gewährleistet werden muss. Zeitungsbericht lesen

MEZIS-Nachrichten 2014 mit einem Beitrag von Adelheid von Stösser (Seite 7), der zugleich als Appell an die Ärzte zu verstehen ist, die Praxis der Ruhigstellung zum Thema der ärztlichen Ethik zu erklären.  Die Geschäftsführerin von MEZIS e.V., Dr. med. Christiane Fischer, ist außerdem Mitglied im Deutschen Ethikrat.

Aktuelle TV-Presseberichte zum Thema:

  • BR: Psychopharmaka im Altenheim

    Die Zahlen sind alarmierend: 51,28 Prozent - mehr als die Hälfte - aller Heimbewohner bekommen beruhigende oder sedierende Psychopharmaka, so eine Erhebung der Münchner Heimaufsicht von 2012. Wirklich immer aus medizinischen Gründen? Oder weil der schwierige Heimalltag nicht anders zu bewältigen ist?, 21.07.2014

    Süddeutsche Spaziergang statt Pille. "Jeder zweite Bewohner von Münchner Alten- und Pflegeheimen wird mit Medikamenten ruhiggestellt. Das Münchner Amtsgericht vergleicht das mit Freiheitsentzug. Es will den Einsatz von Psychopharmaka in Seniorenheimen eindämmen - und dafür vor allem die Betreuer aufrütteln."  27.06.2014
  • Unter Ausschluss: Ruhigstellung psychisch kranker  Menschen in Berlin. , Tagesspiegel vom 09.03.2013
  • Kneipp-Anwendungen statt Beruhigungspillen, Welt Online, 18.06.2012
  • Pillen statt Pflege, SWR Fernsehen, 31.05.2012
  • Pillen-Cocktail, SüdwestPresse vom 18.04.2012
  • Wenn Pillen die Pflege ersetzen, Welt Online, 25.03.2012, Beitrag von Annette Dowidei